Rumours von Fleetwood Mac ist eines der besten und erfolgreichsten Alben aller Zeiten, überschattet von Drama, Eitelkeiten und gebrochenen Herzen. Wäre die Hitdichte noch höher, es würde einen anderen Aggregatzustand annehmen. Hier kommen sieben Fakten über das Meisterwerk, die du vielleicht noch nicht kanntest.
vonBjörn Springorum
Hier könnt ihrRumours hören:
Alles an Fleetwood Macs elfter Platte riecht nach Drama und Erfolg. Geschrieben 1976 in Kalifornien als Reaktion auf hässliche Trennungen (Stevie Nicks und Lindsey Buckingham, Christine und John McVie) und noch hässlichere Drogeneskapaden, gelingt der Band allen Schwierigkeiten zum Trotz ihr Meisterwerk. Es erscheint im Februar 1977, verkauft sich innerhalb der ersten vier Wochen zehn Millionen Mal. Bislang gingen mehr als 45 Millionen Exemplare davon über den Ladentisch. Es ist die größte Soap Opera der Musikgeschichte, ein theatrales Lehrstück voller Verwicklungen, Affären und bergeweise Kokain.
Wirklich erstaunlich daran ist: Selten in der Rockgeschichte passt auf einem Album jedes kleine Zahnrad ineinander. Die Harmonien der drei Stimmen Lindsey Buckingham, Stevie Nicks und Christine McVie, die meisterhafte Produktion, die austarierte Stimmung zwischen Stadionrock, Westküsten-Pop und Folk, die authentische emotionale Schieflage der Songs… Auf Rumours stimmt einfach alles. Welche Band bringt sonst noch auf der A-Seite Kaliber wie Dreams, Don‘t Stop und Go Your Own Way unter? Und welche macht dann auf Seite B mit The Chain oder Gold Dust Woman weiter? Hier kommen sieben Fakten, die Rumours noch erstaunlicher machen.
1. Danke, lieber Koks-Dealer
Die Band ist dem weißen Pulver bei den Aufnahmen so treu ergeben, dass sie ernsthaft darüber nachdenkt, ihrem Dealer in den Credits zu danken. Machen sie dann doch nicht, und eigentlich verhält es sich eh andersherum: Es ist der Dealer, der sich eine goldene Nase (höhö) mit der Band verdient. Mick Fleetwood sagte mal, dass alle seiner geschnupften Lines aneinandergereiht eine Strecke von über zehn Kilometern Länge ergeben hätten. Zum Spaß konsumierte die Band damals schon lange keine Drogen mehr: Das Kokain half gegen Müdigkeit, aufreibende Sessions und allzu toxische Ausbrüche.
2. Dicke Eier
Die Kugeln, die Mick Fleetwood auf dem Cover so selbstlos und stolz zwischen seinen Beinen baumeln lässt, sind in Wirklichkeit Bestandteil einer Toilettenkette. Die ließ die Band in ihren frühen Jahren mal in einem Club mitgehen. Warum? Wissen wir doch auch nicht.
3. Vom Flickwerk zum Meisterwerk
The Chain, der ahnungsvolle, cinematische Opener der zweiten Seite, ist lange nur Flickwerk: Er fußt auf einem alten Demo von Christine McVie und einem unvollendeten Song von Stevie Nicks, wird dann noch mal komplett umgeschmissen und mit einem Film-Soundtrack im Geiste im Studio kompliziert neu zusammengesetzt. Deswegen ist The Chain auch der einzige Song auf Rumours, der alle fünf Bandmitglieder in den Credits listet. „Er schaffte es fast nicht aufs Album“, so Buckingham 1977 im Rolling Stone. „Wir mochten eigentlich nur die Bridge. Also schrieben wir einen neuen Song drumherum.“ Damals gelingt der Band einfach alles.
4. Endlich bezahlbar
1977 nimmt Cindy Lauper eine sehr werkstreue Coverversion von You Make Loving Fun auf. Ihre Gründe sind allerdings eher weniger selbstlos: Für viele Radiosender war das Original nach dem massiven Erfolg des Albums einfach zu teuer.
5. Im Bett von Sly Stone
Während der Aufnahmen im kalifornischen Record-Plant-Ableger in Sausalito zieht sich Stevie Nicks oft in ein ungenutztes Studio im selben Gebäudekomplex zurück, um Lindsey Buckingham aus dem Weg zu gehen. Wie sich herausstellt, wurde das Studio eigens für Sly Stone gebaut und enthielt neben einem Piano auch ein großes Himmelbett. Dort bettet sich Nicks, klimpert auf ihrem Keyboard umher – und schreibt binnen zehn Minuten Dreams. So eine Trennung kann eben durchaus inspirierend sein.
6. Auf der Suche nach der Perfektion
Fleetwood Mac wollen mit Rumours ein klanglich perfektes Album erschaffen. Und lassen nichts unversucht, um dieses irre Ideal zu erreichen: Tagelang suchen sie nach dem richtigen Instrument für Christine McVie, eine Woche wird nach einem angemessenen Drumsound geforscht – und bei Never Going Back Again wird Lindsey Buckinghams Gitarre alle 20 Minuten mit neuen Saiten bezogen.
7. Raus aus dem Studio
Die Arbeiten an Rumours ziehen sich so lange hin, dass sogar eine für 1976 angesetzte Tournee verschoben werden muss. Viele der Songs durchlaufen eine erstaunliche Genesis, ehe sie irgendwann auf dem Album landen. Auch Songbird, Christine McVies fast schon sakraler Moment. Eigentlich ist das Album schon im Kasten, als McVie mit der wunderschönen Ballade um die Ecke kommt. Um endlich die destruktive Umgebung des Studios zu verlassen, bucht Co-Produzent Ken Caillat kurzerhand das Zellerbach Auditorium in Berkeley, wo der Song am 3. März 1976 live aufgenommen wird – festgehalten von 15 Mikrofonen. McVie will den Song in einem Take aufnehmen, also arbeiten sie bis zum nächsten Morgen daran.
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